Die Architektur und zisterzensischen Besonderheiten

Das Doberaner Münster ist eine einmalige Symbiose aus einem reifen gotischen Kathedralbau nach Vorbild der französischen Kathedrale, aus Stilelementen der übrigen Hanseatenkirchen und Prägungen durch die Bauregeln der Zisterzienser.

Armut als Lebensregel beinhaltete zum einen, dass kein Mönch etwas Persönliches besitzen durfte, aber auch, dass Klosterkirchen sehr schlicht und einfach gehalten sein sollten, ohne Schmuck und aufwendige Verzierungen. In den frühen (romanischen) Zisterzienserkirchen, die teilweise noch erhalten blieben, kann man das gut erkennen - dort finden sich einfache, glatte Formen, kaum Schmuck und wenige Ausstattungsstücke.

Mit dem Bau der zweiten Klosterkirche in Doberan begann man 1294, geweiht wurde sie 1368. Zu Baubeginn lag die zisterziensische Reformbewegung also bereits 200 Jahre zurück, so dass vom einstigen Streben des Ordens nach Einfachheit nur noch wenig zu sehen ist.

Doberaner Mönche sahen während ihrer Reisen in Frankreich die dort emporwachsenden gotischen Kirchen. Sie brachten diese Bauideen mit und verwirklichten sie hier. Auch in den umliegenden Hansestädten begann der Bau von gotischen Kirchen als Stadtkirchen.

Einen weiteren Einfluss auch auf den Bau der Kirche übten die ansässigen Landesherren aus. Stifter des Klosters war der mecklenburgische Herzog Pribislav, der später auch in der Klosterkirche begraben wurde. Doberan wurde die wichtigste Grablege der mecklenburgischen Fürsten, die im Zusammenhang damit Geld für eine entsprechende Aus- stattung stifteten.

Der Baugrund des Münsters besteht aus einer sandig-erdigen Spülinsel im Zusammenfluß dreier Bäche. Eingelagerte Schotterkeile lassen Wasserbewegungen zu. Der Wasser- stand des Grundwassers befindet sich ca. 1,50 m unter dem Bodenniveau. Die Umgebung besteht aus Sumpfland.

Auf diesem Untergrund ließ es sich natürlich nicht leicht bauen, insbesondere nicht eine ganze Klosteranlage mit solch einer großen Kirche. Man mußte deshalb die Fundamente besonders tief legen, um einen sicheren und standfesten Bau zu gewährleisten.

Im Gegensatz zu anderen religiösen Ordensgründungen suchten die Zisterzienser sich gern abgelegene und schwer zugängliche Gebiete für Klosterneugründungen, entfernt vom Leben der großen Städte. Dabei leisteten sie einen wichtigen Anteil an der Kultivierung und Fruchtbarmachung des Landes und waren aufgrund dieser land- und wasserwirtschaftlichen Fähigkeiten bei Landesherren durchaus gern gesehen.

Als Baumaterialien dienten Ziegelsteine, da es hier ja keine Steinvorkommen wie z. B. Sandstein, wie er in anderen Klöstern verwendet wurde, gab. Für die Backsteine wurden Sand, Lehmlösung und Wasser gemischt und in Holzformen abgefüllt, getrocknet und in Feldöfen gebrannt. Die Produktionszeit für einen solchen Stein betrug drei Jahre. Die so hergestellten Backsteine im sogenannten Klosterformat waren 30 cm lang, 15 cm breit, 9,5 cm hoch und ca. 8 kg schwer.

Der Mörtel aus Kalkstein zum Zusammenfügen der Steine ist gipsfrei, dadurch vermied man Aufquellen und schnelles Zerbröseln und erhielt somit eine längere Haltbarkeit.

Idealgrundriß eines Zisterzenserkloster

1: Sanctuarium oder Prespyterium;
2: Totenpforte zum Friedhof;
3: Mönchschor;
4: Lettner;
5: Konversenchor;
6: Vorhalle (Narthex);
7: Sakristei;
8: Bücherkammer (Armarium);
9: Kapitelsaal;
10: Treppen zum Mönchsdormitorium;
11: Mönchssaal;
12: Wärmestube (Kalefaktorium);
13: Mönchsrefektorium;
14: Küche;

15: Konversen- oder Laienrefektorium;
16: Latrinen;
17: Vorratskeller;
18: Konversengasse;
19: Kreuzgang;
20: Kreuzgangflügel mit Bänken zumLesen (Lesegang);
21: Brunnenhaus;
22: Mönchsdormitorium (über 7-11);
23: Laiendormitorium (über 15/17);
A : Ostdurchgang/Sprechraum der Mönche (Auditorium/ Parlatorium)
B : Sprechraum der Konversen

Quelle: Zisterzienser im Land Brandenburg